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Rückgänge bei vielen Krebsarten zu verzeichnen – Kopf-Hals-Tumoren konstant

Bei vielen Krebsarten sinken die Erkrankungsraten, einige nehmen deutlich zu – und insgesamt steigt in einer alternden Gesellschaft die Zahl der Krebserkrankungen. Zugleich haben sich bei einigen Krebsarten die Überlebensraten verbessert. Das geht aus den Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervor.

Nach einer neuen Schätzung des RKI wurden 2016 in Deutschland rund 492.000 Krebserkrankungen diagnostiziert. Etwa die Hälfte der bösartigen Tumoren betrafen Brustdrüse (68.900), Prostata (58.800), Dickdarm (58.300) und Lunge (57.500). „Erfreulicherweise beobachten wir für viele Krebsarten eher rückläufige Erkrankungsraten, aber trotzdem steigt die Gesamtzahl der Krebserkrankungen aufgrund der Alterung der Gesellschaft“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. Daher wird für das Jahr 2020 eine Zunahme der neudiagnostizierten Krebserkrankungen auf rund 510.000 Erkrankungsfälle prognostiziert.

Eine der Haupttodesursachen

Krebs gehört zu den Haupttodesursachen weltweit ebenso wie in Deutschland. „Die Krebsregistrierung als wichtige Public-Health-Aufgabe hat das Ziel, die Krankheitslast durch Krebs in der Bevölkerung zu verringern“, unterstreicht Wieler. Diese Daten machen steigende Erkrankungsraten bei einzelnen Krebsarten sichtbar, signalisieren Forschungsbedarf, decken Präventionspotenziale auf, überprüfen die Wirkung von Früherkennungsprogrammen oder Effekte von Präventionsmaßnahmen, wie zum Beispiel durch die Impfung gegen Humane Papillomviren.

Erstmals enthält „Krebs in Deutschland“ Angaben zu Dünndarmkrebs und Analkrebs. Beide Tumorarten sind zwar relativ selten, zeigen zuletzt aber steigende Neuerkrankungs- und Sterberaten. Neu sind in dieser Ausgabe auch bundesweite Daten zur Verteilung nach Tumorstadium („UICC“) und zur Überlebensraten in Abhängigkeit vom Tumorstadium zum Diagnosezeitpunkt. Die Überlebensaussichten (fünf Jahre nach Diagnose) sind in hohem Maße von der Art des Tumors abhängig. Sie reichen von unter 20 Prozent für bösartige Tumoren der Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse und bösartige Hirntumoren bis über 90 Prozent für das maligne Melanom der Haut, Hodenkrebs und Prostatakrebs.

Kopf-Hals-Tumoren

Für Kopf-Hals-Tumoren weist die neue Aufstellung folgende Informationen auf: „Krebserkrankungen von Mundhöhle und Rachen stellen eine heterogene Gruppe bösartiger Neubildungen dar. Histologisch kommen neben 87 Prozent Plattenepithelkarzinomen ca. 4 Prozent Adenokarzinome vor allem der Speicheldrüsen vor. Männer erkranken häufiger und im Mittel um drei Jahre früher als Frauen (Männer aktuell mit 63, Frauen mit 66 Jahren). Die altersstandardisierten Erkrankungsraten sind bei beiden Geschlechtern zwischen 1999 und 2011 angestiegen. Seit 2011 verlaufen die Raten bei Frauen nahezu konstant, bei Männern ist sogar ein Rückgang zu beobachten“, so die gesonderte Auswertung des RKI.

Tumoren bei Männern oft später diagnostiziert und bösartiger

„Die entsprechenden Mortalitätsraten sind bei Männern über den gesamten Zeitraum leicht rückläufig, bei Frauen nahezu unverändert. Insgesamt weisen Frauen mit 63 Prozent im Vergleich zu Männern mit 47 Prozent höhere relative 5-Jahres-Überlebensraten auf. Dazu trägt ein bei Frauen geringerer Anteil durch Tabak- und Alkoholkonsum geförderter Krebserkrankungen von Mundboden, Zunge und Rachen bei, die mit geringeren Überlebensaussichten verbunden sind als zum Beispiel bösartige Tumoren von Lippe und Speicheldrüsen. Nach den vorliegenden Angaben zum UICC-Tumorstadium (in rund 70 Prozent vorhanden) wird mehr als jeder vierte bis fünfte Tumor bei Frauen im frühen Stadium (0/I) diagnostiziert, aber nur jede siebte Erkrankung bei Männern.“

HPV-Infektionen werden als Risikofaktor bedeutender

Nach wie vor sind Tabak- und Alkoholkonsum in jeder Form die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer Krebserkrankung im Bereich der Mundhöhle und des Rachens, vor allem im Zusammenwirken. „Ein weiterer Hauptrisikofaktor sind chronische Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV), vor allem mit sogenannten Hochrisikoviren. HPV-Infektionen verursachen insbesondere Krebserkrankungen im Bereich des Rachens (Pharynx), deutlich seltener im Bereich der Mundhöhle“, so der Bericht.

Auch Epstein-Barr, Ernährung und UV-Licht wichtig

Laut RKI gelten als Risikofaktor für das Nasenrachenkarzinom Infektionen mit Epstein-Barr- Viren sowie der Verzehr großer Mengen von Lebensmitteln, die Nitrosamine enthalten (zum Beispiel gesalzener Fisch). Bei Karzinomen der Lippe ist es die UV-Strahlung, die zur Krebsentstehung beiträgt.

Hinsichtlich der Ernährung und möglicher genetischer Veranlagung schreiben die Forscher: „Es gibt Hinweise darauf, dass eine einseitige, vitaminarme Ernährung mit übermäßigem Konsum von Fleisch und gebratenem Essen das Risiko erhöhen kann. Bei einigen seltenen Vorerkrankungen ist unter anderem das Risiko für Krebs der Mundhöhle und der Lippen erhöht. Auch eine genetische Veranlagung für die Entwicklung von Karzinomen im Kopf-Hals-Bereich wird angenommen, da mitunter ein gehäuftes familiäres Auftreten beobachtet werden kann.“ Weitere Informationen speziell zu Kopf-Hals-Tumoren bietet das RKI unter www.krebsdaten.de/mund-rachenkrebs. (Mehr auch im Beitrag „Kopf-Hals-Tumoren – epidemiologische Daten“ auf Quintessence News.)

Breitere Datenbasis

Die 12. Ausgabe von »Krebs in Deutschland« beruht auf Daten der bevölkerungsbezogenen Krebsregister bis zum Jahr 2016. Alle Bundesländer haben mittlerweile eine flächendeckende Krebsregistrierung aufgebaut, dennoch können die Zahlen der Krebsneuerkrankungen in Deutschland nicht durch Zusammenzählen bestimmt werden, denn nach wie vor sind die einzelnen Register zu einem unterschiedlichen Grad vollzählig, weshalb die Zahlen im Bericht noch auf Schätzungen beruhen, allerdings ist inzwischen die Datenbasis deutlich breiter.

Heller Hautkrebs extra erfasst

Wie international üblich sind die nicht-melanotische Hautkrebsformen (heller Hautkrebs) nicht enthalten, die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe aber erstmal in einem eigenen Kapitel dokumentiert. Diese Erkrankungen verlaufen in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich, etwa 230.000 Neuerkrankungen stehen hier jährlich knapp 1000 Sterbefällen gegenüber.

Nächster umfassender Bericht 2021

Das Zentrum für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland veröffentlichen „Krebs in Deutschland“ alle zwei Jahre. Das Deutsche Kinderkrebsregister und der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums haben ebenfalls Zahlen und Informationen für den Bericht beigegetragen. „Krebs in Deutschland“ wird ergänzt durch die Internetseite http://www.krebsdaten.de, dort sind auch Datenbank-Abfragen möglich. Alle fünf Jahre, zum nächsten Mal 2021, veröffentlicht das RKI einen umfassenden Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland.

Titelbild: Krebszelle, 3-D-Grafik: RAJ Creationzs/Shutterstock.com
Quelle: RKI Krebsdaten Interdisziplinär Zahnmedizin

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