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Vom handwerklichen Perfektionismus zum unternehmerischen Idealismus

Ideen in die Realität umzusetzen und Mut, auch mal gegen den Strom zu schwimmen – das hat für mich etwas mit Idealismus zu tun. Wenn es um unternehmerische Entscheidungen und das spätere Handeln geht, fallen mir zwei Schlagworte ein: Im Kern geht es für den Unternehmer und Zahntechniker um Perfektionismus oder Idealismus.

Der Unterschied zwischen Perfektionisten und Idealisten ist groß. Ein Perfektionist ist selten zufrieden. Er strebt nach der Vollkommenheit und hat Angst vor Fehlern. Sein Umfeld wird sicher immer schlechter arbeiten als er selbst.

Der Idealist ist grundsätzlich ein optimistischer Typ. Er neigt vielleicht ein wenig dazu, Dinge durch die rosa Brille zu sehen und versucht, seine Freiheit mit Familie, Hobbies und seinem Business in Einklang zu bringen. Im Idealfall soll für ihn die Welt dann so aussehen, dass für alles Raum ist.

„Treffen Sie für Ihre Zukunft mutige Entscheidungen“

Was ist jetzt für das Geschäft besser – der Perfektionist oder der Idealist? Ich verrate Ihnen mein Geheimnis: Ich bin ein mutiger Idealist. Warum? Der Perfektionist würde immer warten und warten und nochmals prüfen, um eine 100-Prozent-Lösung zu erarbeiten. Der Idealist ist schon mit 80 Prozent zufrieden. Er beginnt und unternimmt und ist schon auf Erfolgskurs, während der Perfektionist noch die Lösung sucht.

Ein Beispiel: Ein Zahnarzt sucht ein Labor für schwierige prothetische Versorgungen. Techniker A bespricht mit ihm Details der Herstellung. Zahnarzt und Techniker suchen die perfekte technische Lösung, sie vertiefen sich in die Höhen der Mamelons und die allgemeinen Verzückungen um die Kunst am Zahn. Techniker B fragt nach den Wünschen und Bedürfnissen, nach generellen bisherigen Barrieren der Zusammenarbeit, zum Beispiel bei Kostenvoranschlag, Service, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Rechnungsstellung, Auslieferung etc. Auch die Technik kommt nicht zu kurz. Aber sie sollte die Basis und nicht der Inhalt unternehmerischer Gespräche sein.

Frage eins: Wer bekommt welchen Kunden? Frage zwei: Wer macht langfristige, nachhaltige, wertstabile Geschäfte? – Diese Fragen sind für ein Dentallabor gegenüber einem Zahnarztkunden dieselben, wie bei einer Zahnarztpraxis gegenüber den Patienten und so oder ähnlich ist auch das Geschäft allgemein zu managen – mit Kunden genau wie mit Mitarbeitern. Es geht um langfristige strategische Überlegungen mit Kontinuität und stetigem Wachstum. Vorausdenken, vernetzt denken, im Sinne des Gegenübers dieses verstehen und einbinden, sich mutig bei alternativen Bedürfnissen kreativ und hilfreich anbieten und einbinden.

„Wenn wir nicht lernen, unsere Arbeitsprozesse zu strukturieren, werden wir es wirtschaftlich nicht weit bringen“

Braucht man dafür Zahntechnik mit System? Ja, das ganz eindeutig. Wenn wir nicht lernen, unsere Arbeitsprozesse zu strukturieren, werden wir es als Labor, aber auch als Praxis wirtschaftlich nicht weit bringen. Aber so schön die Krone ist – die Kunst liegt am Ende immer im Auge des Betrachters. Und das ist der Patient. Ich gönne jedem Zahntechniker und Zahnarzt sein perfektes künstlerisches Angebot, aber ob es immer vonnöten ist, um beste fachliche und wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen und den Patienten zufriedenzustellen, bezweifle ich.

Perfektionismus hemmt Entwicklung. Ein Manager arbeitet nach Vorgaben, ein Controller ebenfalls. Trotzdem gibt es große Unterschiede, denn am Ende entscheiden die handelnden Personen, nicht die Werkzeuge.

Berufliche Zufriedenheit hat nach meiner Erfahrung in der Regel immer etwas mit wirtschaftlichem Erfolg zu tun. Wer möchte schon ausschließlich im privaten Bereich erfolgreich sein, beispielsweise im Sport? Kollegen, die ich kenne, jammern oft, wenn sie keine Früchte ihrer Arbeit einfahren können.

Treffen Sie für Ihre Zukunft, für die Zukunft Ihres Unternehmens mutige Entscheidungen. Seien Sie unternehmerischer Idealist. Denn Erfolg ist, wenn die Bilanz stimmt.

ZTM Alois C. Lubberich, Koblenz

Ich freue mich auf Ihre Meinungen, gerne per E-Mail an acl@lubberich.de.

ZTM Alois C. Lubberich, Koblenz (Foto: Lubberich Dental)

Alois C. Lubberich ist in Brohl am Rhein geboren. Seine Aus- und Weiterbildung zum Zahntechniker hat er an der Universitätsklinik in Bonn absolviert und bei Lernaufenthalten in der Schweiz erweitert. Nachdem er mit 23 Jahren seine Meisterprüfung in Düsseldorf ablegte, gelang es ihm bereits im Alter von 24 Jahren, sein eigenes Dentallabor in Koblenz zu gründen. Mit mehr als 100 Beschäftigten und mehreren Standorten ist das Dentallabor Lubberich heute das größte Dentallabor in Rheinland-Pfalz und dient als Referenzlabor der wichtigsten Industriepartner innerhalb der Branche.
Schon früh suchte Lubberich den Kontakt zu Unternehmensberatern und Hochschulen, um davon für seine Laborentwicklung zu profitieren und neue, wissenschaftliche Methoden der Unternehmensführung und Marktentwicklung zu nutzen.
Lubberich ist auch Autor des Buchs „Unternehmen Zahntechnik“ (Quintessenz), das die Grundlagen moderner Labor- und Unternehmensführung beschreibt und die langjährigen Erfahrungen des Autors widerspiegelt.


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Titelbild: Lubberich Dental, Koblenz
Quelle: Quintessence News Unternehmen Dentallabor Zahntechnik Menschen

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