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Aktuelle Studienergebnisse zeigen Überlegenheit computer-assistierter Diagnostik gegenüber traditionellem Vorgehen

Computer-assistierte Systeme zur Befundauswertung und Diagnostik führen in der Funktionsdiagnostik zu qualitativ besseren Ergebnissen als die traditionelle Auswertung der Befunde von Hand. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie von Kai Becker am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die auch auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie vom 15. bis 17. November 2018 in Bad Homburg v.d.H. vorgestellt worden sind. Die Studie ist inzwischen auch im International Journal of Computerized Dentistry erschienen.

Die Digitalisierung betrifft mittlerweile zahlreiche Bereiche unseres Lebens, angefangen vom Telefonieren mit digitalen Smartphones über das Online-Shopping bis hin zum Smart Home. Auch in der Zahnmedizin setzen sich digitale Verfahren und Workflows immer stärker durch, so bei den bildgebenden Systemen, für die Behandlungsplanung oder in der Fertigung von Zahnersatz, Schienen und mehr.

In der Funktionsdiagnostik sind computer-unterstützte Registriersysteme schon seit längerem eingeführt; sie werden aber nur zur Befunderfassung als Messinstrumente und zur Berechnung der Einstellwerte von Artikulatoren eingesetzt.

Studie mit 40 Untersuchern

Seit einiger Zeit haben deutsche Arbeitsgruppen auch computer-assistierte Systeme für die eigentliche Diagnosestellung entwickelt. Bei derartigen Systemen ist es wichtig zu prüfen, ob und wie zuverlässig sie funktionieren und ob sie für Patienten und Behandler einen Vorteil bringen. Kai Becker aus der Arbeitsgruppe vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat dafür in einer kontrollierten, randomisierten Studie mit 40 Untersuchern überprüft, inwieweit bei computer-assistierter Auswertung der Befunde aus der klinischen Funktionsanalyse und der manuellen Strukturanalyse ein Qualitätsvorteil im Vergleich zum herkömmlichen Vorgehen „von Hand“ beziehungsweise im Kopf des Behandlers entsteht.

ZA Kai Becker, Hamburg (Foto: pivat)

ZA Kai Becker (Jahrgang 1993) studierte Zahnmedizin in Hamburg und war von 2014 bis 2016 Vorsitzender des Bundesverbands der Zahnmedizinstudierenden in Deutschland (BdZM e.V). Während und nach seinem Studium in Hamburg arbeitete er bei PD Dr. M. Oliver Ahlers an der Weiterentwicklung von Software für die computer-assistierte Diagnostik im Bereich der craniomandibulären Dysfunktion. 2017 begann er die Promotion zu diesem Thema. Seit Februar 2018 arbeitet Becker als Assistenzzahnarzt in Hamburg bei Zahnärzte EFK. Er ist Alumnus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und der Studienstiftung des deutschen Volkes.


Klinische Funktionsanalyse und manuelle Strukturanalyse

Hierfür wurden Patienten aus dem CMD-Centrum Hamburg-Eppendorf konsekutiv rekrutiert und mit den Verfahren der klinischen Funktionsanalyse sowie der manuellen Strukturanalyse untersucht. Die Behandlungsdaten wurden anonymisiert und anschließend in einer Präsentation für die Untersucher aufbereitet. Diese wurden im Rahmen einer Kalibrierungsveranstaltung in der Diagnostik geschult und anschließend die Patienten anhand der Vorgeschichte sowie der erhobenen Befunde vorgestellt und die Befunde erläutert.

Anschließend stellten die Untersucher für die Patienten eine Diagnose, und zwar entweder auf dem traditionellen Weg oder per computer-assistierter Diagnostik mittels der Software CMDfact 4. Die Befunde wurden dafür in den Softwaremodulen CMDstatus (für den klinischen Funktionsstatus) und CMDmanu (für die manuelle Strukturanalyse) erfasst. Die integrierte Auswertung erfolgte mit dem CMD DiagnosePilot mit der Zuordnung der Einzelbefunde aus der Manuellen Strukturanalyse (bereitgestellt aus dem Softwaremodul CMDmanu führender Buchstabe „(M)“), und der Klinischen Funktionsanalyse, für das Modul CMDstatus markiert mit dem führenden Buchstaben „(S)“. Die Leitsymptome sind in der oberen Zusammenstellung aufgeführt, zu der Diagnose „passende Befunde“ in der mittleren und möglicherweise einer Diagnose entgegenstehenden Befunde rechts ganz unten (siehe Abbildungen).

Anonymisierte Auswertung

Für die Studie wurden die Untersucher in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe führte zuerst die Auswertung auf traditionellem Wege durch und wechselte nach einer Pause auf die computer-assistierter Diagnostik; die zweite Gruppe verfuhr anders herum. Dadurch wurden eventuelle Gewöhnungen oder Trainingseffekte gegenseitig ausgeglichen. Die Auswertung erfolgte durch den Vergleich der von den Untersuchern gestellten Diagnosen mit den zuvor von den Studienleitern, Prof. Dr. Holger Jakstat und Priv.-Doz. Dr. Oliver Ahlers, festgelegten und hinterlegten Referenzdiagnosen als Goldstand. Die Auswertung erfolgte vollständig anonymisiert.

Weniger falsch positive Diagnosen

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Qualität der computer-assistiert gestellten Diagnosen deutlich besser mit den Referenzlösungen übereinstimmte. Darüber hinaus zeigte sich, dass auch die Übereinstimmung der Diagnosen der Untersucher untereinander beim computer-assistierten Vorgehen signifikant besser war. Eine Sorge des Hamburger Teams bestand darin, dass eventuell bei computer-assistierter Diagnosestellung die Möglichkeit, die Diagnosen „einfach“ anzuklicken, zu falsch positiven Diagnosen führen könnte. Wie die Studie zeigte, ist dies nicht der Fall – im Gegenteil, es wurden mehr falsch positive Diagnosen beim traditionellen Vorgehen gestellt. In allen drei Auswertungen waren die Unterschiede signifikant und dadurch nicht durch einen Zufall zu erklären. Dieses zeigt, dass sich hier ein weiterer Bereich entwickelt, in dem die Digitalisierung für die Praxen und für die Patienten eine Verbesserung der Qualität und damit Vorteile bietet.

Das Ziel der Hamburger Arbeitsgruppe ist es nun, im nächsten Schritt die computergestützte Diagnostik auf die Auswertung der Daten aus der instrumentellen Bewegungsanalyse auszuweiten.

DGFDT-Jahrestagung in Bad Homburg

Dieses sowie die Ergebnisse der Studie wurden auf der Jahrestagung der DGFDT im November in Bad Homburg vorgestellt. Die Studie von Kai Becker wurde auch zur Veröffentlichung im International Journal of Computerized Dentistry angenommen und ist in Ausgabe 4/18 erschienen (Becker K, Jakstat  HA, Ahlers MO. Quality improvement of functional diagnostics in dentistry through computer-aided diagnosis: a randomized controlled trial. International Journal of Computerized Dentistry 2018;21(4):281–294. PubMed: 30539170).

Der Beitrag wurde am 3.1.2019 um die Informationen zur Veröffentlichung der Studie ergänzt.

Titelbild: Durch CMD kompromittiertes Gebiss (Foto: Ahlers)
Quelle: Quintessence News Funktionsdiagnostik & -therapie

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