0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1376 Aufrufe

Demografischer Wandel einer der Treiber – aktiver Bürokratieabbau gefordert

Ärzte verbringen knapp 323.000 Stunden mehr mit bürokratischen Aufgaben als noch 2017. Die Bürokratielasten für niedergelassene Ärzte sind erneut um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Einer der Haupttreiber ist der demografische Wandel: Für ältere und multimorbide Patienten fällt häufig viel „Papierkram“ an. Der direkte Aufwand aus neuen Vorschriften ist dagegen leicht gesunken. Das geht aus dem Bürokratieindex für Ärzte und Psychotherapeuten (BIX) hervor, den die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zum dritten Mal mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) erstellt hat.

Pro Jahr entsteht pro Praxis damit eine Gesamtbelastung von 60 Tagen, das entspricht insgesamt rund 54,5 Millionen Nettoarbeitsstunden. Der BIX stellt dar, wie viel Zeit die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten im Jahr aufwenden, um bürokratische Pflichten zu erfüllen.

Mehr an Dokumentation und Bescheinigungen

Als Hauptfaktor macht die Studie der FHM die Folgen des demografischen Wandels aus. Denn dieser schlage sich nicht nur in einer steigenden Nachfrage nach medizinischen Leistungen nieder, sondern damit verbunden auch in einem Mehr an Dokumentationen und Bescheinigungen. „Ältere und mehrfacherkrankte Patienten gehen öfter zum Arzt und benötigen mehr ärztliche Leistungen. Dadurch erhöht sich auch der bürokratische Aufwand“, erläuterte Kriedel. So schlagen neben der allgemeinen Patientendokumentation und dem Datenaustausch mit Kollegen vor allem die Verordnungen für häusliche Krankenpflege, für Heilmittel und zur Krankenbeförderung zu Buche. Die stetig gestiegene Zahl an Beschäftigten in Deutschland hat auch eine häufigere Ausstellung von Bescheinigungen zur Arbeitsunfähigkeit (AU) mit sich gebracht. Mit einem Aufwand von insgesamt 4,9 Millionen Nettoarbeitsstunden gehören AU-Bescheinigungen zu den Top 3 zeitintensiver Dokumente.

Starke Entlastung durch bessere eGK

Eine starke Entlastung konnte hingegen bei der Informationspflicht „Erhebung von Daten im Ersatzverfahren“ festgestellt werden. Durch bessere elektronische Gesundheitskarten und Lesegeräte wird die manuelle Erfassung seltener erforderlich. Erleichterungen gab es auch durch den Wegfall der „Überweisung zum Durchgangsarzt“ und des „Behandlungsausweises“ für Opiatabhängige.

Massiver Einfluss auf Niederlassungsbereitschaft

„Das Problem der wachsenden Belastung durch Bürokratie wirkt nicht nur auf etablierte Arztpraxen. Auch die Entscheidung für oder gegen eine Niederlassung junger Ärzte wird dadurch massiv beeinflusst“, soProf. Dr. Volker Wittberg von der FHM und Leiter des Nationalen Zentrums für Bürokratiekostenabbau.

Nachhaltiger und aktiver Bürokratieabbau gefordert


Dr. Thomas Kriedel ist im Vorstand der KBV unter anderem für Telematik zuständig. (Foto Lopata/axentis.de)

„Der BIX zeigt: Die Bürokratiebelastung steigt allein schon wegen des demografischen Wandels und unabhängig von neuen Regelungen weiter an. Sie nimmt zunehmend wertvolle Arbeitszeit in Anspruch, die nicht mehr für die Behandlung der Patienten zur Verfügung steht – und das in Zeiten, da ärztliche Arbeitszeit ohnehin ein knappes Gut ist“, so der zuständige KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Kriedel, und ergänzte: „Dem wollen wir entgegenwirken: Wir fordern einen nachhaltigen und aktiven Bürokratieabbau.“

Hierfür sei ein verbindliches Abbauziel von 25 Prozent nach Vorbild der Bundesregierung sinnvoll. „Ein solcher Abbau entspricht einer Summe von insgesamt rund 13 Millionen Stunden pro Jahr oder 15 Arbeitstagen je Praxis. Zeit, die zusätzlich für die Versorgung der Patienten zur Verfügung steht. Letztlich wäre dies gleichzusetzen mit einem Plus von über 4.000 Ärzten“, führte Kriedel aus. Entsprechende Vorschläge sind von der KBV bereits zusammengetragen worden.

Potenzial der Digitalisierung nutzen

Eine weitere Chance, Bürokratie abzubauen, sieht die KBV in der Digitalisierung. Das aufwandsreduzierende Potential digitaler Lösungen sollte genutzt werden, um die Verwaltungsarbeit zu verringern. „Der Arzt soll seine Zeit schließlich dem Patienten widmen, nicht dem Schreibtisch“, so Kriedel.

Mehr Informationen zu den aktuellen Daten des BIX gibt es hier.

Titelbild: Jeanette Dietl/Shutterstock.com
Quelle: KBV Politik Praxisführung

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
19. Apr. 2024

Landesregierung will Zahnärzte in Ungarn ausbilden

Ministerpräsident und KZV Sachsen-Anhalt gemeinsam aktiv – Besuch bei Stipendiaten an der Universität Pécs
19. Apr. 2024

Sachsen startet Kurs für ausländische Zahnärztinnen und Zahnärzte

Zur Vorbereitung auf die Kenntnisprüfung – dem Fachkräftemangel aktiv begegnen
17. Apr. 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – April 2024
15. Apr. 2024

Eigene Szenarien erarbeiten, statt auf die Politik zu warten

Das alte System wird um- und abgebaut, es fehlt an Geld – die Zahnärzteschaft muss Antworten für die Zukunft finden, so Dr. Uwe Axel Richter
15. Apr. 2024

„Wir stehen vor einem großen Wandel, und das darf man durchaus kritisch sehen“

Dr. Romy Ermler, Vizepräsidentin der BZÄK, über die Arbeit an und mit der GOZ, wie sich junge Zahnärztinnen und Zahnärzte gewinnen lassen und was sie antreibt
15. Apr. 2024

Zahnmedizin in Nordrhein überdurchschnittlich betroffen

Fehlentscheidungen und ausbleibende gesetzliche Regelungen – Kritik auf Bundesebene bekräftigt
11. Apr. 2024

Kritik an Lauterbach: vage öffentliche Ankündigungen, schwache konkrete Umsetzung

Lücken in der Versorgung – Gesundheitsorganisationen DKG, KBV, KZBV und ABDA erneut vor der Bundespressekonferenz
9. Apr. 2024

Ärzte: Anstellung und Teilzeit weiter im Trend

KBV: Umsätze der Praxen verharrten 2022 auf Vorjahresniveau – aktuelle Zahlen aus der Ärzteschaft