0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1728 Aufrufe

Keine Wahrscheinlichkeitsangaben wie bei Beipackzetteln erforderlich – „allgemeine Vorstellung von dem Ausmaß der mit dem Eingriff verbundenen Gefahren“

Jeder Zahnarzt weiß, dass er über Risiken der von ihm durchgeführten zahnärztlichen Behandlung aufklären muss. Tut er dies nicht, ist die Einwilligung des Patienten in die Behandlung unwirksam und es liegt deshalb grundsätzlich Körperverletzung vor. Klärt er zwar auf, macht aber Fehler, gilt das gleiche.

Gerichte beschäftigen sich in letzter Zeit gern auch mit der Frage, wie genau Wahrscheinlichkeitsangaben bezüglich möglicher Risiken sein müssen. Das ist zum Beispiel bei Implantatversorgungen oder bei solchen Anästhesien interessant, bei denen nervale Strukturen mit den bekannten Konsequenzen verletzt werden können. Bei Implantaten geht es oft um das sogenannte Misslingenrisiko.

Keine Definition wie im Beipackzettel

Hier tauchen Begriffe wie gelegentlich, selten oder sehr selten auf. In einem Prozess vor dem Bundesgerichtshof (BGH) hatte sich das höchste deutsche Zivilgericht mit der Frage zu befassen, ob diese Begriffe etwa mit den Definitionen und Angaben in Beipackzetteln übereinstimmen müssen. Die gute Nachricht ist, dass diese Angaben nicht bei der Risikoaufklärung Beachtung finden müssen. Denn: ,,Dabei müssen die in Betracht kommenden Risiken nicht exakt medizinisch beschrieben werden. Es genügt vielmehr, den Patienten im Großen und Ganzen über Chancen und Risiken der Behandlung aufzuklären und ihm dadurch eine allgemeine Vorstellung von dem Ausmaß der mit dem Eingriff verbundenen Gefahren zu vermitteln, ohne diese zu beschönigen oder zu verschlimmern […] Dabei ist es nicht erforderlich, den Patienten genaue oder annähernd genaue Prozentzahlen über die Möglichkeit der Verwirklichung eines Behandlungsrisikos mitzuteilen […]“ (Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 29. Januar 2019, Az.: VI ZRC117/18)

Risiken nicht verharmlosen

Daraus ergibt sich, dass der Zahnarzt keine falschen Vorstellungen erwecken, insbesondere nicht verharmlosen darf. Tritt ein typisches Risiko relativ häufig auf, muss dieser Umstand auch angemessen vorgetragen werden. Ob das gelungen ist, kann nur im einzelnen Fall beurteilt werden. Wir empfehlen Zahnärzten daher, ihre Aufklärungsbögen überprüfen zu lassen, wenn diese entweder alt sind oder selbst verfasst wurden.

Frank Ihde, Rechtsanwalt und Notar, Hannover

Frank Ihde, Rechtsanwalt und Notar

Rechtsanwalt und Notar Frank Ihde, Hannover (Jahrgang 1954), studierte Rechtswissenschaften in Berlin und Göttingen. Seit fast 25 Jahren ist er praktizierender Rechtsanwalt auf dem Gebiet des Arzt- und Medizinrechtes. Neben seiner Tätigkeit als Anwalt hat er jahrelange Erfahrung als Geschäftsführer des Berufsverbandes der Augenoptiker im Umgang mit Krankenkassen und auf dem Gebiet des Sozialversicherungsrechtes gesammelt. Seit 1996 hat er sich auf dem Gebiet des Zahnarztrechtes durch viele Publikationen und Seminare einen Namen gemacht. Er ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Medizinrecht im Deutschen Anwaltverein sowie seit 2004 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Kassenarztrecht e.V. Die Notarbestellung erfolgte im Jahr 2002. Zum Mandantenstamm der Kanzlei Ihde&Coll zählen neben den Zahnärzten und Humanmedizinern auch verschiedene Kliniken. (Foto: Ihde)


Titelbild: shutterstock.com/Dean Drobot
Quelle: Ihde & Coll. Patientenkommunikation Team Dokumentation

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
28. März 2024

Lachgas als Partydroge

Experten warnen vor neurologischen Komplikationen nach unsachgemäßem Lachgaskonsum
28. März 2024

Mehr Effizienz und besseres Patientenerlebnis

Kieferorthopäde Dr. Peter Schicker: „Ich habe DentalMonitoring mit großem Erfolg in den Praxisworkflow integriert“
22. März 2024

70 Prozent der Menschen mit chronischen Schmerzen sind weiblich

Geschlechteraspekte in der Schmerzmedizin stärker berücksichtigen – unterschiedliche Wirkung und Nebenwirkungen von Schmerzmitteln
21. März 2024

Englisch lernen für den Praxisalltag mit „Dental English to go“

Englisch-Podcast mit Sabine Nemec liefert kurze, schnelle Lessons zum Auffrischen und Üben – Staffel 5: #55 Prothesenpflege – Denture Care
15. März 2024

„Ein riesen Einfallstor für Cyberattacken sind die eigenen Mitarbeiter“

Dental Minds Folge #12: Dr. Robert Kazemi über Datensicherheit, Datenschutz und unliebsame Bewertungen und Kommentare im Netz
11. März 2024

„Ich möchte die allgemeine, psychische und Mundgesundheit verbessern“

So setzt DH Esther Hoekstra ihr Wissen aus dem Studiengang Master of Science Psychologische und Komplementäre Medizin für die Patientenbehandlung ein
7. März 2024

Besondere Fürsorge bei der Motivation, Instruktion und Begleitung

DH Birgit Schlee zur Behandlung von Patienten mit Drogenproblemen und Depressionen in der Zahnarztpraxis
5. März 2024

Verschiedene Ausführungen für die individuelle Interdentalpflege

TePe stellt Interdentalbürsten in acht Größen zur Verfügung – auch für besondere Bedürfnisse

Verwandte Bücher

  
Aylin Selcuk

Kroko & seine Zähne - Das Zahnputzbuch für Kinder

Eine Geschichte über Zähneputzen, Milchzähne und den Zahnarztbesuch

Implants Done Right

Your Guide to a Healthy Smile

Care Esthetics

A Healthy Way to Natural Facial Rejuvenation
Andreas Alt / Bernard C. Kolster

Du bist dein eigener Therapeut

Schulterschmerzen – Wie ich meine Beschwerden selbst in drei einfachen Schritten in den Griff bekomme
Andreas Alt / Bernard C. Kolster

Du bist dein eigener Therapeut

Sprunggelenksschmerzen – Wie ich meine Beschwerden selbst in drei einfachen Schritten in den Griff bekomme