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Der 4. Keramik Day in Hattersheim bringt zusammen, was zusammengehört

Der 4. Keramik Day, der traditionell von den Firmen Goldquadrat und Kuraray Noritake ausgerichtet wird, war wieder bis auf den letzten Platz ausgebucht. 150 Teilnehmer trafen sich am 17. November 2018 in Hattersheim – dem Firmensitz von Kuraray Noritake – um den Vorträgen von Alek Aronin, Christian Lang, Moritz Pohlig, Christian Hannker und Attila Kun zu folgen. Wie gewohnt versiert moderierte ZTM Siegbert Witkowski den Tag.

Wir sind alle farbenblind!

ZTM Alek Aronin reiste für den Keramik Day extra aus Kanada an. Der Vollblutzahntechniker arbeitet am liebsten alleine. Dies spiegelt sich auch in seiner täglichen Arbeit wieder. Er liebt es, große Arbeiten zu erstellen und erstaunte mit der Aussage, dass er den Patienten am liebsten nicht sehen möchte. Das lenke zu sehr vom Wesentlichen ab. Wichtiger sei ein gutes Equipment, dass sich eins zu eins in der Zahnarztpraxis seiner Kunden wiederfindet. Denn nur mit einem aufeinander abgestimmten Kamerasystem eines gemeinsamen Herstellers sind Ergebnisse, wie er sie präsentierte, möglich und nur so lässt sich zum Beispiel Farbe zuverlässig reproduzieren. „Wir alle sind farbenblind!“, denn jeder sieht Farben auf seine ganz eigene Weise. „Wer garantiert mir, dass ein und dasselbe Grün von mir genauso empfunden wird, wie vom Zahnarzt oder gar dem Patienten?“, sensibilisierte er das Auditorium und untermauerte dies mit einigen Beispielen optischer Täuschungen. Schnell wurde deutlich, dass Farbe nicht nur individuell empfunden wird, sondern Tageszeit und Tagesform die Sichtweise beeinflussen. Deshalb bestimmt er die unterschiedlichen Farbanteile am Computer. Apropos Computer, Aronin telefoniert nicht gern. „Nach fünf Minuten habe ich alles wieder vergessen“.

Kommunkation ja – aber per Mail

Deshalb lässt er sich alle notwendigen Informationen per E-Mail schicken – Bilder, Wünsche oder Hinweise bezüglich Form und Farbe. Dies macht seine Arbeit nicht nur reproduzierbar, sondern auch jeden einzelnen Schritt nachvollziehbar. Sollte etwas schief gehen und der Patient unzufrieden sein, können Fehler in der Kommunikation entdeckt, besprochen und beim nächsten Mal umgangen werden.

Deshalb sei es unumgänglich, dass Zahntechniker alles über die Anatomie der Zähne wissen und stets zum Thema dazulernen. Aber Achtung: Zahnärzte und Zahntechniker sehen andere dentale Probleme als der Patient. „Hören Sie den Patienten aufmerksam zu, finden Sie seine wahren Probleme heraus und interpretieren Sie nicht einfach, was Sie sehen“, insistierte er eindringlich.

Ein Cocktail namens Pareto-Prinzip

„Die Quadratur der Zähne“ lautete das Vortragsthema von ZTM Christian Lang, der erfreut feststellte, dass die Teilnehmer seines Goldquadrat-Sommerkurses auf Mallorca den Weg nach Hattersheim auf sich genommen haben. Lang erklärte das Pareto-Prinzip: 80 Prozent der täglichen Arbeit werden mit nur 20 Prozent des täglichen Arbeitsaufwands erledigt. Dieses Prinzip legte er gekonnt auf das Keramiksystem von Kuraray Noritake um und erklärte, wie mit nur 20 Prozent der Keramikmassen 80 Prozent der Restaurationen im Laboralltag realisiert werden können. Lang hat in seinem Labor alles auf das Wesentliche reduziert – auch die Keramikmassen: Mit nur 40 Massen erledigt er sämtliche Aufträge schnell und reproduzierbar.

Die Massen können untereinander gemischt werden, um die vermeintlich fehlenden Massen herzustellen. Sein Rezept: „Misch dich zum Erfolg, wie bei einem Cocktail – mit dem Pareto-Prinzip!“ Dies erfordere ein gutes Zeitmanagement, das man am besten in Kursen erlernt. Idealweise durch einen Ortswechsel, denn so ein Kursbesuch verändert meist den Blickwinkel auf die Zahntechnik.

Licht ins Dunkel bringen

Für ZTM Moritz Pohlig ist das Ziel jedes Zahntechnikers, dass ihre Kronen dem natürlichen Vorbild in nichts nachstehen – doch die Realität sieht meist anders aus. Da kommen Patienten, deren Lächeln Metallgerüste offenbaren oder in anderer Weise eher der Kategorie „Gruselkabinett“ zuzuordnen wären. Für Pohlig steht fest, dass in Zukunft das Thema Totalprothetik eine immer kleinere Rolle spielen wird. Veneers und ästhetische Aspekte werden mehr in den Mittelpunkt rücken.

Zirkoniumdioxid ist für ihn ein Material der Zukunft – größte Herausforderung ist hier der Helligkeitswert. Denn Kronen oder Veneers auf natürlichen unverfärbten Untergründen herzustellen, sei noch relativ einfach. Schwieriger wird es bei devitalen, stark verfärbten Stümpfen. Hier den richtigen Helligkeitswert zu treffen, ist eine Kunst.

Pohligs Strategie ist so einfach wie genial: Er färbt sich die Gipsstümpfe dunkel und erstellt darauf seine Rekonstruktionen. So kann er jederzeit erkennen, ob er sich noch auf dem richtigen Weg befindet oder ob der dunkle Stumpf durchscheint. Bei devitalen Stümpfen setzt er auf ein opakes Zirkonoxid, sodass der dunkle Untergrund blockiert wird. Dies verschafft ihm Platz für seine individuelle Schichtung. Bezüglich der Keramikschichtung verwies Pohlig auf das penible Einhalten der Brennparameter. Ein Überbrennen führt zu unerwünschten Farbveränderungen, die man kaum wieder korrigieren kann. Eine Neuanfertigung wird zwingend notwendig. Er fertigt sich Brennproben, mit denen er sich den Ofen genau kalibrieren kann. Das dies der für ihn richtige Weg ist, untermauerte er mit beeindruckenden Bildern gelungener Arbeiten.

Das digitale Einmaleins


An Beziehungen muss man arbeiten, finden Attila Kun und ZTM Christian Hannker – auch an der zu seinem Computer!

„An Beziehungen muss man stets arbeiten“, finden ZTM Christian Hannker und Attila Kun – dies gelte auch für die Beziehung zu seinem Computer. Hannker beschreibt, dass er beruflich mit zahntechnischen Meistern wie Reiner Semsch und Klaus Müterthies groß geworden sei. „Doch die Arbeitsplätze haben sich verändert“, gibt er zu bedenken, „unsere Arbeit ist digitaler geworden.“ Vieles wird am Computer erledigt, auch wenn das Handwerk an sich gleich geblieben ist. Daher schätzt er zum Beispiel das manuelle Zähneschnitzen, das er in Japan erlernt hat und heute noch seinen Auszubildenden beibringt. Damit erhält er sich trotz aller Digitalisierung das ästhetische Gefühl für Zähne. Für ihn steht fest, dass das Wissen über die Funktion analog vorhanden sein muss, um sie digital zu rekonstruieren. Deshalb haben er und sein Kollege Attila Kun mithilfe von Anatomiestudien versucht, herauszufinden, wie die einzelnen Zahnschichten aufgebaut sind und wie sie diese nachahmen können. „Je mehr wir über Form, Struktur und Aufbau wissen, desto genauer können wir die Natur kopieren“, erläutert Christian Hannker. Beide sind überzeugt von den vorgefärbten Multilayer-Zirkoniumdioxid-Rohlingen Katana Zirconia ML (Kuraray Noritake). Im Verlauf ihres Vortrags sprachen die beiden unter anderem über die Arbeit mit dem Gesichtsscanner. Damit löse sich der Blick von physischen Parallelitäten der Arbeitsumgebung (zum Beispiel Tischplatte parallel zur Okklusionsebene) und die Zähne werden den tatsächlichen Gegebenheiten des Gesichts angepasst.

Fazit


Für die grafische Zusammenfassung ihrer Vorträge durch Christian Lang (rechts) zeigten die Referenten Moritz Pohlig, Alek Aronin, Christian Hannker und Attila Kun große Begeisterung.

Möchte man alle Aussagen der Referenten auf einen einzigen großen Ratschlag reduzieren, kommt man unweigerlich zu der Erkenntnis, dass es allen ausschließlich um den Patienten und die Erfüllung seiner Wünsche geht. Jeder Referent sieht den Schlüssel zum Erfolg im Wissen – im Wissen um Funktion, um Form, um Farbe und um dessen, was der Patient wirklich will. Dass der Wissensdurst bei allen im Auditorium groß ist, wurde in den Diskussionsrunden im Anschluss an die Referatsblöcke deutlich. Siegbert Witkowski moderierte erfahren sowie souverän und brachte interessante Fragen in die Diskussion ein. Einen großen Applaus erhielt ZTM Christian Lang, der die gesamten Vorträge in Zeichnungen festhielt und den Vortrag von Alek Aronin direkt im Anschluss anhand seiner Skizzen auf den Punkt zusammenfasste. Graphic Recording wird diese Art des Festhaltens wichtiger Informationen genannt. Diese Visualisierung der Inhalte konnte von den Teilnehmern fotografiert, mit nach Hause genommen und jederzeit noch einmal betrachtet und erlebt werden. Schließlich merken sich Menschen 80 Prozent der wichtigsten Informationen anhand von Bildern: Das Pareto-Prinzip zum Mitnehmen.

Der Termin für den 5. Keramik Day steht bereits fest. Am 23. November 2019 wird die moderne Zahntechnik erneut im Mittelpunkt eines kurzweiligen Kongresstages stehen. Kerstin Jung, Augsburg

Das Titelbild zeigt die Referenten des 4. Keramik Days (von links) ZTM Christian Lang, ZTM Alek Aronin, ZTM Christian Hannker, Siegbert Witkowski, Attila Kun, Dr. Carsten Barnowski, Rüdiger Bach und ZTM Moritz Pohlig
Quelle: Kuraray Noritake Fortbildung aktuell

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