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Welt-Hepatitis-Tag – erfolgreiche Therapie bei früher Diagnostik möglich, Impfen gegen Hepatitis B

(c) Kateryna Kon/Shutterstock.com

Millionen Menschen sind infiziert und wissen nichts davon – bis die Krankheit Beschwerden macht. „Dann ist jedoch oft schon der ideale Zeitpunkt für eine Therapie vorbei“, sagt UKL-Leberexperte Prof. Thomas Berg anlässlich des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tags am 28. Juli.

Wie im vergangenen Jahr lautet das Motto: „Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“ Dies bezieht sich auf den Anspruch, unentdeckte Patienten zu finden. Denn es gibt „sehr gute Screeningmethoden und sehr effektive Therapien. Je früher man damit beginnt, desto besser“, ergänzt Berg. Er ist Leiter der Sektion Hepatologie und kommissarischer Direktor der Klinik für Gastroenterologie am Universitätsklinikum Leipzig.

Bis zu 325 Millionen Menschen sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO von chronischer Hepatitis B oder C betroffen, 290 Millionen davon ahnen nichts von ihrer Infektion, berichtet die Deutsche Leberhilfe, die hierzulande Ausrichter des Welt-Hepatitis-Tages ist.

Im Vergleich zu HIV und Malaria geringe Diagnose- und Therapierate

Während die chronische Hepatitis-B-Infektion bereits gut kontrollierbar, aber selten heilbar ist, könnte Hepatitis C heute weltweit eingedämmt werden und ist praktisch immer heilbar. „Doch gerade im Vergleich mit anderen Infektionskrankheiten wie HIV, Malaria oder Tuberkulose liegen Diagnose- und Therapierate weltweit zurück“, betont Berg. Die WHO hat sich vorgenommen, bis 2030 die Häufigkeit von Hepatitis C Infektionen um 90 Prozent zu senken.

Auch Deutschland erreicht WHO-Ziele nicht

Wie diese Ziele erreicht werden sollten, sei allerdings auch in Deutschland derzeit noch unklar, so der Leipziger Experte: „Zwar haben hier alle Patienten einfachen Zugang zur Therapie, aber ein Konzept für ein Screening und für Überweisungen zum behandelnden Facharzt existieren immer noch nicht.“

Laut Deutscher Leberhilfe ist von einer großen Dunkelziffer von Menschen mit unentdeckter Hepatitis B und C auszugehen und es gibt kaum Bemühungen, dies zu ändern. Deshalb rechnet die WHO derzeit nicht damit, dass Deutschland die bis 2030 gesteckten Eindämmungsziele erreichen kann.

Pro Jahr 5.000 neu entdeckte Fälle in Deutschland


UKL-Hepatologe Prof. Thomas Berg bedauert, dass in Deutschland bei normalen Gesundheits-Voruntersuchungen keine Leberuntersuchung enthalten ist. (Foto: Stefan Straube/UKL)

Dass bei den normalen Gesundheits-Voruntersuchungen in Deutschland keine Leberuntersuchung enthalten ist und eine mögliche Hepatitis so nicht entdeckt werden kann, bedauert der UKL-Experte sehr. „Andere Länder denken schon über ein Bevölkerungs-Screening nach oder zumindest eines für bestimmte Risiko- oder Altersgruppen“, so Berg, „in Deutschland geht man jedoch davon aus, dass sich bei einem Anteil Infizierter von zirka 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung ein Screening der Allgemeinbevölkerung nicht ‚rechne‘.“ Schätzungen zufolge gibt es hierzulande wohl rund 150.000 unentdeckte Erkrankte. Pro Jahr werden dem Robert-Koch Institut etwa 5.000 neuentdeckte Hepatitis-Fälle gemeldet.

Hepatitis B und C gut zu therapieren

Therapierbar ist die Krankheit heutzutage auf jeden Fall. Für Hepatitis C gibt es zwar keine Impfung. Doch ist eine einfache und nebenwirkungsarme Therapie auf Tablettenbasis möglich, die nur wenige Wochen dauert.

Auch Hepatitis B ist mittlerweile sehr gut behandelbar, bisher aber meist mittels Dauertherapie. Kurzzeittherapien seien allerdings in Entwicklung, meint UKL-Experte Berg und ergänzt: „Der beste Schutz gegen Hepatitis B ist immer noch die Impfung.“ Diese wird von der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut (STIKO) für Säuglinge und noch nicht geimpfte Kinder und Jugendliche empfohlen. Auch für Mitarbeiter medizinischer Einrichtungen wie Arzt- und Zahnarztpraxen ist eine Impfung je nach Risikobewertung vorgegeben.

Die Infektionsquellen austrocknen

„Da die Viren nur von Mensch zu Mensch übertragen werden, ist es wichtig, die Infektionsquellen auszutrocknen“, erläutert Berg. Solche Quellen fänden sich verstärkt bei so genannten Risikogruppen, wie beispielsweise Menschen mit intravenösem Drogenkonsum. „Diese Menschen muss man erreichen, um die Infektionsketten zu unterbrechen“, meint der UKL-Leberexperte. Dazu bräuchte es neben Gesundheitsprogrammen auch politischen Willen.

Lange unterschätzte Krankheit

Die Hepatitis als chronische Leberentzündung gilt als Krankheit, der viele Jahre lang zu wenig Beachtung geschenkt wurde – selbst bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Erst 2010 wurden die Hepatitis-Viren in die Liste „globaler Killer“ aufgenommen. Seit 2011 wird der Welt-Hepatitis-Tag immer am 28. Juli begangen, zu Ehren des in jenem Jahr verstorbenen Entdeckers des B-Virus, Baruch Samuel Blumberg, eines US-amerikanischen Mediziners, der dafür den Nobelpreis erhielt. (Quelle: UKL/QN)

Mehr zum Thema im Interview mit Prof. Ulrike Protzer, DZIF: „Hepatitis ist für mehr Todesfälle verantwortlich als HIV oder Tuberkulose“

Titelbild: Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus. Grafik: Kateryna Kon/Shutterstock.com
Quelle: Universitätsklinikum Leipzig Interdisziplinär Praxisführung Bunte Welt

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